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Guten Tag Herr/Frau X,

mein Name ist Y, ich komme aus Z und bin somit Wählerin in Ihrem Wahlkreis.

Ich schreibe Ihnen heute, da ich Sie auf den Gesetzentwurf der Bundestagsfraktion der Grünen zum Selbst­bestimmungs­gesetz als Ablösung für das Transsexuellengesetz hinweisen möchte.

Fast alle Parteien des Bundestages sind sich einige, dass das TSG von 1980 dringend reformiert werden muss.

Das ist nun die entsprechende Chance! Bitte nutzen Sie sie!

Das Thema ist mir sehr wichtig, auch wenn ich selbst davon nicht betroffen bin. Aus meinem Umfeld und aus dem Kontakt mit Betroffenen konnte ich erfahren,

wie belastend die aktuelle Situation und das Verfahren nach dem TSG sind.

Vielleicht können Sie es sich, zumindest mir ging es früher so, nur bedingt vorstellen was es bedeutet mit einem falschen Namen und Geschlecht

in Ausweis und Dokumenten leben zu müssen. Es verkompliziert die einfachsten Dinge, vom Zahlen mit der EC Karte, über Bahnfahren und die Behandlung bei Ärzten und

stellt so eine große Belastung dar. Immer wieder müssen Betroffene sich rechtfertigen, erklären und sind unangenehmen und bedrohlichen Situationen ausgesetzt,

zum Beispiel, wenn Aussehen nicht zu Name und Anrede passen.

Aktuell ist eine Korrektur für Menschen die trans sind nur über das TSG möglich. Dieser Weg ist nicht nur langwierig, sondern kostet auch mehrere tausend Euro.

Dazu müssen sich Betroffene zwei völlig fremden Gutachtern aussetzen und deren intime Fragen beantworten. Wenn sie diese Gutachter nicht überzeugen,

sind sie hilflos.

Das neue Gesetzt vereinfacht aber nicht nur diese Aspekte, es ermöglicht trans Menschen mit dem richtigen Geschlecht und Namen als Elternteil in die

Geburtsurkunde ihrer Kinder eingetragen zu werden. Das ist wichtig, denn sonst kann es für die Kinder und Eltern immer wieder zu Problemen kommen,

denn wie sonst soll man erklären, warum eine nicht existente Person in der Geburtsurkunde steht, für die im Übrigen niemand mehr einen Ausweis hat.

Aktuell hingen wird ein Elternteil der trans ist mit den alten, nirgends mehr eingetragenen Daten hinterlegt.

Ein weiterer Fortschritt ist das klar geregelte Offenbarungsverbot, welches nun klar festschreibt, dass die falschen alten Informationen nicht mehr genutzt werden dürfen

und somit Betroffene vor Diskriminierung schützt.

Aber nicht nur für trans Personen bringt der Entwurf eine deutliche Verbesserung. Auch intersexuelle Menschen erhalten damit das Recht einen früheren Fehler einfach und ohne

aufwendige Bescheinigungen einen früheren Fehler zu korrigieren und schützt sie gleichzeitig vor oftmals verheerenden Operationen im Kindesalter, die einen vermeintlich eindeutigen

Zustand herstellen sollen. Dies geht nur leider viel zu oft schief und führt zu einem lebenslangen Leiden.

Der neue Entwurf der Fraktion der Grünen ist ein Lichtblick für alle Betroffenen. Er ist eine ideale Ablösung für ein altes und in großen Teilen als verfassungswidrig eingeschätztes Gesetzes und ermöglicht eine einfache, respekt- und würdevolle Korrektur eines Fehlers, der viele Jahre zuvor gemacht wurde. Diese Meinung unterstütze nicht nur ich, sondern auch die Betroffenen und Ihre Verbände.

Wie ich erfahren habe, erarbeiten die Bundesregierung und die Fraktion der FDP aktuell eigene Gegenentwürfe. Leider konnten diese in der Vergangenheit nie so umfangreich wie der aktuelle Entwurf der Grünen überzeugen und es ist auch unklar warum es einen weiteren Entwurf braucht, obwohl der der Grünen breiten Zuspruch genießt. Ich bitte Sie daher ausdrücklich darum sich für den Entwurf der Grünen Fraktion einzusetzen und nicht auf einen eigenen Entwurf zu bestehen. Den Betroffenen zuliebe.

Ich hoffe, dass Sie mein Brief für die Wichtigkeit dieses Themas sensibilisieren konnte. Daher möchte ich Sie nochmals ganz persönlich darum bitten bei Abstimmungen, die das Selbstbestimmungsgesetz betreffen, für dieses zu stimmen. Da der Gesetzentwurf von einer Nicht-Regierungsfraktion eingebracht wurde, möchte ich weiterhin dafür werben, dass in einer sogenannten Gewissensabstimmung namentlich und ohne Fraktionszwang abgestimmt wird.

Bitte halten Sie mich über Entwicklungen und Termine in

diesem Gesetzgebungsverfahren auf dem

Laufenden.

Selbstverständlich werde ich für mein zukünftiges Wahlverhalten besonders

die Position aller Abgeordneten in diesem Verfahren beobachten.

Darüber hinaus verbleibe ich mit freundlichen Grüßen,